Die Burg von Tata (Repro von Foto Imre Catai)







Die Heilige Elisabeth und Hermann von Salza [4]


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil XIII

Über die Heirat von Elisabeth und Ludwig gibt es in den alten Schriften sehr unterschiedliche Darstellungen. Interessant ist dabei, dass verhältnismäßig häufig dabei Hermann von Salza erwähnt wird. So schreibt Niels von Holst in seinem Buch "Der Deutsche Ritterorden und seine Bauten": "Elisabeth von Ungarn. Geboren 1207 in Pressburg als Tochter von König Andreas II. und Gertrud von Meran; seit 1211 auf der Wartburg; 1221 Eheschließung mit Ludwig IV. von Thüringen. Die Ehe ~ wohl gestiftet von Hermann von Salza ~ (nach W. Hubatsch)". Auch Harald Zimmermann deutet diesen Zusammenhang an, wenn er in seinem Buch "Der Deutsche Orden im Burzenland" zur Verlobung Elisabeth mit Ludwig bemerkt: "Die engen politischen Kontakte zum Deutschen Reich und die Verlobung von Belas jüngerer Schwester Elisabeth, der erst vierjährigen Tochter des ungarischen Königspaares, 1211 mit dem thüringischen Landgrafensohn Ludwig (+ 1227) gelten als Grund für die im selben Jahr erfolgte Berufung des Deutschen Ordens ins siebenbürgische Burzenland, zumal der damalige Hochmeister des Ordens, Hermann von Salza ein Thüringer war". Er erwähnt dabei die Hochzeit 1221 nicht. Beim schon öfter zitierten Albert Arnstadt lesen wir dazu: "1221, nach anderen Quellen 1222, fand die Vermählung des Brautpaares auf der Wartburg statt". Das letztere kann aber nicht stimmen. Im vorigen Teil habe ich die Geburt des ersten Sohnes am 28. März 1222 angegeben und auch Elfride Kiel berichtet in "Die Große Liebende St. Elisabeth", dass im Jahre 1221 St. Elisabeth am Altar der Georgskirche in Eisenach getraut wurde.

An eben diesem Altar hatte am St.-Kilians-Tag 1218 Ludwig seine feierliche Ritterweihe, die sogenannte Schwertleite erhalten. Weiter schreibt sie: "Die Chroniken berichten, daß die Trauung (im Jahre 1221) mit großer Pracht gefeiert wurde. Was da für eine Herrlichkeit war mit Stechen und Tanzen und Hofieren von Herren und Frauen in der Stadt und Vorstadt bis an den Hain (Hainstein), drei Tage, das läßt sich in kurzen Worten gar nicht schildern …" -

Auf der Internetseite des Elisabethforums gibt es eine Rubrik "Elisabeths Leben in Zahlen". Unter 1221 finden wir den Eintrag: "1221 Ludwig IV. heiratet Elisabeth in der Eisenacher Georgenkirche. Kurz nach ihrer Hochzeit machte das Paar eine Reise nach Ungarn." Die Chronik von Reinhardsbrunn berichtet dagegen, dass Ludwig und Elisabeth ein halbes Jahr nach der Geburt ihres Sohnes Hermann, am 29. September, dem St. Michaelstag 1222, über Prag nach Ungarn reisten. Nach der Vita Ludovici war der Vater der Landgräfin, der ungarische König Andreas sehr erfreut über den Besuch und gab große Festlichkeiten. Das schreibt Elfride Kiel in ihrem bereits zitierten Buch. Und das dürfte wohl stimmen. Westlich von Gran, der damaligen Hauptstadt Ungarns, liegt die Burg von Tata (siehe Bild). Hier fanden einst Ritterturniere und königliche Jagden statt. Das Landgrafenpaar kann sich aber nicht sehr lange in Ungarn aufgehalten haben, denn im Januar rüstete sich Ludwig auf der Neuenburg zum Marsch ins Osterland, um in Görschen Landding zu halten (Nach genealogie-mittelalter.de). Ludwig hatte seit 1221, nach dem Tode des Markgrafen Dietrich von Meißen, dem Mann seiner Stiefschwester Jutta, die Regierungsgeschäfte in den Marken Meißen und Niederlausitz zu führen.

Bei dem ebenfalls bereits zitierten Harald Zimmermann fand ich einen interessanten Zusammenhang zwischen der Reise des Landgrafenpaares nach Ungarn mit den Aktivitäten des Deutschen Ordens in diesen Jahren im Burzenland. Im Mai 1222 hatte König Andreas II. dem Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza das Burzenland erneut verliehen. Er bezog sich dabei auf seine im Jahre 1211 ausgestellte Urkunde, dehnte aber das Ordensland jenseits der Karpaten bis zur Donau aus. Außerdem fügte er weitere Rechte hinzu zur Wiedergutmachung der "neulich aus Zorn erfolgten Vertreibung des Ordens". Der Historiker A. Bethlen führte die königliche Verzeihung samt der Ausweitung des Ordensgebietes auf den besänftigenden Einfluss der Königstochter Elisabeth zurück, "die just damals aus Thüringen mit ihrem angetrauten Gatten, dem thüringischen Landgrafen Ludwig IV., sozusagen auf Heimaturlaub gekommen sei". Die Urkunde wurde im Mai 1222 ausgestellt und Elisabeth war erst im Oktober beim Vater. Sie konnte also persönlich keinen Einfluss auf die Entscheidung ihres Vaters genommen haben, es sei denn, König Andreas hätte sich im Mai sehr über die Geburt seines Enkels gefreut. Im Übrigen konnte Hermann von Salza im Dezember die Bestätigung der ungarischen Urkunde bei Papst Honorius III. persönlich im Lateran entgegennehmen. Im Auftrag des Kaisers Friedrich war er zu diesem Zeitpunkt in Rom. Elfride Kiel hat in ihrem Buch auch noch einige Interna zum ungarischen Königshof in diesen Tagen: "Der Besuch wird für Ludwig und Elisabeth keine reine Freude gewesen sein. Hinter allem Glanz bargen sich finanzielle und politische Nöte und Schwierigkeiten, in denen Andreas II. steckte. … Jahre hindurch war seine ~bis zum Leichtsinn gehende Freigiebigkeit und Geberlaune von den Würdenträgern ausgenutzt worden ~ … Der Kreuzzug [von 1217/18] nach dem Heiligen Land hatte die Finanzkraft des Königs erschöpft. Er verkaufte selbst die mit Edelsteinen besetzte Krone der Königin Gisela, die er der Veszpremer Kirche weggenommen hatte." Auch im 13. Jahrhundert haben Kriege schon viel Geld gekostet.

Im nächsten Teil wird das Leben der Elisabeth von Thüringen an der Seite ihres Mannes weiter erzählt.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 1. Mai 2007


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